LONGEVITY, EARTHING & CROSS-SENSORY
Artikel vom 18.03.2025
JENSEITS DER WINTERSAISON, WENN DIE SONNE DEN MENSCHEN AUF DEN PELZ SCHEINT, IST EIGENTLICH GAR KEINE WELLNESSZEIT – ODER DOCH?
Aber natürlich! Die richtige Zeit für Wellness ist immer (lacht). Aber klar: Gerade in den kalten Monaten sehnt man sich nach Wärme und Rückzug, nach Sauna und Dampfbad. Wellness ist in unseren Köpfen stark mit diesen Themen verknüpft. Aber es geht ja nicht allein darum, mit einem Glas Champagner in einem Whirlpool herumzuhängen – was natürlich Spaß macht, keine Frage. Wellness bedeutet auch: den Körper wieder spüren und den Geist zur Ruhe kommen lassen. Durch Auszeiten zu unserem Wohlbefinden und unserer Gesundheit beizutragen. Einige aktuelle Trends aus diesem Verständnis lassen sich im Sommer sogar leichter umsetzen als im Winter.
ZUM BEISPIEL?
Kneippen kommt wieder in Mode.
KNEIPPEN? DIE ANTWORT IST WENIGER SEXY ALS ERWARTET.
Ja (lacht), das Thema hatte lange kein attraktives Image. Aber völlig zu Unrecht. Gerade im Longevity-Kontext wird es jetzt wiederentdeckt. Der Kneipp-Effekt – vom Wassertreten bis zum Barfußlaufen – hält jung und fit. Das ist wissenschaftlich belegt. Überhaupt kristallisiert sich immer stärker heraus, dass wir in unserer hochtechnisierten Welt auch wieder mehr zu unseren Wurzeln finden müssen. Bei aller Digitalisierung sind wir immer noch terrestrische Wesen. Deshalb ist auch Waldbaden oder Earthing im Trend.
EARTHING? DER BEGRIFF KÖNNTE ABER AUCH VON EXTRATERRESTRISCHEN WESEN ERFUNDEN WORDEN SEIN …
Über Begrifflichkeiten lässt sich sicher streiten (lacht). Earthing klingt vielleicht nach Sci-Fi, meint aber genau das Gegenteil. Es geht darum, sich wieder mit der Erde zu verbinden. Aus unseren Betonhäusern an die frische Luft zu gehen und die Gummisohlen unter den Füßen gegen eine frische Wiese zu tauschen. Das lässt die Elektrosmog-Belastung im Körper sinken und verbindet uns energetisch mit der Erde, auf der wir leben.
BEDEUTET DAS ALSO, DASS IM WELLNESS-BEREICH NUR NOCH „BACK TO BASIC“ ANGESAGT IST?
Jein. Es geht auf jeden Fall wieder mehr dahin, den Menschen als ein von der Evolution geprägtes Wesen zu verstehen. Das bedeutet auch, seine Sehnsucht nach Geborgenheit und Ruhe ernst zu nehmen. Das muss aber nicht unbedingt heißen, dass technische Innovationen keine Rolle spielen. Cross-Sensory ist hier ein wichtiger Schlüsselbegriff. Damit sind Konzepte gemeint, die all unsere Sinne ansprechen. Also neben dem Sehen und Anfassen auch unseren Geruch-, Geschmacks- und Hörsinn ansprechen und somit für ganzheitliche, unvergessliche Erlebnisse sorgen. Im Gegensatz etwa zum Wald, der als Ursymbol des Natürlichen einfach draußen auf uns wartet, sind Cross-Sensory-Konzepte für Innenräume meist sehr aufwendig und hochtechnisch – wobei die Technik für den Gast nicht sichtbar sein sollte. Wichtig bei der Gestaltung von guten Wellness-Konzepten ist aber nicht unbedingt, wie einfach oder komplex, traditionell oder innovativ sie sind. Entscheidend für das perfekte Wellness-Erlebnis ist, dass es intuitiv funktioniert – und sich auf seine Art stimmig anfühlt.
AUS DER NERD-KISTE
Duft wird ein immer wichtigeres Thema im Wellness-Bereich. Der Geruchssinn ist direkt mit unserem limbischen System verbunden. Das bedeutet: Düfte packen uns an dem Ort, wo auch unsere Gefühle zuhause sind. Klang kann die Körperfunktion beeinflussen. Die ideale Entspannungsfrequenz („Wellness-Frequenz“) ist die sogenannte Schumann-Resonanz, benannt nach dem deutschen Physiker Winfried Otto Schumann. Sie liegt bei 7,5 Hz.
ÜBER NICOLE GOTTSCHALL
Als Inhaberin und Head of Design von Go Interiors Zürich plant Nicole Gottschall seit 31 Jahren Wellbeing-Konzepte für Privatresidenzen und Hospitality-Projekte. Neben der Arbeit mit ihrem fünfzehnköpfigen Team ist sie GWI Wellness Ambassador und Dozentin für Wellness, SPA und Wellbeing an der Schweizerischen Hotelfachschule Luzern / SHL.